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Philosophie

Die Rolle der chinesischen Kampfkunst im Chan Buddhismus

Die Kampfkunst aus Shaolin wird als Methode zur Kultivierung des Chan-Buddhismus verstanden. Die Kampfkunst dient als Mittel, um geistige Werte des Chans zu vermitteln. (vgl. Liu/Wie 2006, S. 380). Die Einbindung der körperorientierten Kampfkunst in das geistige Konzept des Chan Buddhismus erklärt sich, da auf religiöse Riten, Schriften und Objekte kein übermäßiger Wert gelegt wird. (vgl. Lüdde 2008). Dies ermöglicht verschiedenste Formen der Schulung, z. b. der Körperbeherrschung und eine Reflexion der Alltagserfahrungen. Es hat vermutlich historische Gründe, dass die Kampfkunst wie auch Teezeremonien oder die Kunst der Kalligrafien Verwendung fanden. (vgl. Filipiak 2001; Liu/Wie 2006).  Chan- / „Zen-Buddhismus ist dem Anspruch nach weder Religion noch Philosophie, sondern die Übung des Alltäglichen als Weg“ (Metzler Lexikon Philosophie o. J., Abschnitt 1). Die westlichen Denkschulen von Heidegger und Derridas sind in der Nähe des Zenbuddhismus angesiedelt. (ebd., Abschnitt 2).

Chan Buddhismus

Buddhistische Richtungen zielen darauf ab, den inneren Geisteszustand und die innere Haltung zu schulen, was sowohl der eigenen Person als auch der Umwelt und anderen Lebewesen zugutekommt. (vgl. Hui 2010). Dabei spielt das Shaolinkloster, als Stätte der zahlreichen Kampfkünste, eine bedeutende Rolle in der Entstehung des Chans. (vgl. Lüdde 2008).

 

Es existieren nur wenige Schriften über den Chan-Buddhismus, da die schriftliche Dokumentation abgelehnt wurde und das Wissen, damals wie heute, direkt von Lehrern an Schüler weitergegeben wird. Dies könnte erklären, weshalb es keine nachweisbaren Quellen gibt, die eine Verbindung zwischen Chan und Shaolin Qigong herstellen. (vgl. Filipiak 2001).

 

Der Chan Buddhismus ist ein Zweig in der buddhistischen Philosophie und etablierte sich in der Tang Zeit im 8. Jahrhundert in China. Boddhidharma wird als Gründer des Chan-Buddhismus angesehen. Jedoch berufen sich einige Vertreter auf eine Reformbewegung innerhalb des Buddhismus und nicht auf einen einzelnen Begründer. (vgl. Urach 2007).

Der chinesische Begriff Chan, eine Übersetzung des Wortes Dhyana aus dem indischen Sanskrit, wird mit „Absorption (des Bewusstseins); (meditative) Versenkung“ übersetzt. Ceming und Sturm (2005) bezeichnen es als „Kontemplation“, lateinischen contemplari, welches betrachten und anschauen bedeutet. In der Mystik und Religion meint Kontemplation „Versenkung in die Werke Gottes und in die Gottheit selbst“.

 

Der Chan etablierte sich über Korea nach Japan in abgewandelter Form als Zen. Zen ist heutzutage weltweit bekannt. (vgl. Filipiak 2001). Unter Chan ist ein wertfreies und urteilsloses Erleben der Realität in einem tiefen inneren Zustand zu verstehen, in welchem ein Übender Ruhe, Natürlichkeit und Frieden finden kann. Das oberste Ziel ist hierbei, Glück und Freude zu empfinden. Chan bezeichnet Erfahrung als einen Prozess „der Aneignung und Anwendung“ (Hui 2010, S. 45), entfernt von Schein und Oberflächlichkeiten, die wahre Natur suchend, ohne Dualität im Denken, mit allem verbunden und nicht getrennt davon zu sein. Es ist eine Methode bzw. ein Mittel und gestaltet sich nicht statisch, sondern ist lebendig. Eine Übertragung findet von Lehrer zu Schüler statt. Hui beschreibt Chan als einen Weg, um Weisheit zu erlangen und diese in den Alltag zu integrieren. Aufgrund der Überwindung der Dualität, einer Nichtbewertung eigener Erlebnisse im Hier und jetzt, im Augenblick lebend bezeichnet er es als Lebenskunst. (vgl. Hui 2010).

 

Orientierungshilfen bieten die Grundlagen und Prinzipien des Buddhismus: das Wissen um die vier Wahrheiten (Dhukka), sowie zur Auflösung bzw. zur Befreiung von Dukkha bietet der achtfache Pfad Empfehlungen für Denk- und Verhaltensweisen an. (vgl. Marques 2023).