Ich hatte das Glück vier Wochen in der chinesischen Metropole Hong Kong verbringen zu können. Ich konnte einige touristische Attraktionen der Stadt erfahren, wie z.B. auf den Victoria Peak zu fahren und die Stadt von oben zu beschauen, in einer der höchsten Bars der Welt ein Bier zu trinken oder mit der historischen Doppeldecker-Strassenbahn eine Stadtrundfahrt zu machen. Die Massen an Menschen, die sich jeden Tag und zu jeder Stunde auf den Strassen und in den U-Bahnen bewegen ist unfassbar. Nicht nur Touristen sind unterwegs, die Einheimischen genauso, jeder muss irgendwo hin, möchte etwas erledigen und muss in einer Schlange anstehen.

 

Da tut es gut, dem Lärm und der Anstrengung der Stadt zu entfliehen und eine Wanderung am Rande der Stadt zu machen. Kaum 30 Minuten fahrt mit der MTR und schon ist man mitten im Grünen, nur aus der Ferne blitzen die Hochhäuser noch hindurch, durch das dichte Grün der Bäume. Abgelegene Buchten und Strände mit türkis-blauem Meer umgeben mich auf dem berühmten Dragons Back Hike. Hongkong ist nicht nur berühmt für die kosmopolitischen Vorzüge, sondern auch für die zahlreichen Wanderungen, die man innerhalb der äußeren Stadtgrenzen machen kann.

 

Doch der eigentliche Grund meiner Reise in den fernen Osten ist die Leidenschaft zum Kung Fu. Ich möchte die Menschen treffen die meinen Familienclan ausmachen, möchte mit ihnen trainieren und erfahren was Kung Fu für sie bedeutet. Ich möchte den Ältesten des Clans treffen, den Sifu meines Sifus, meinen Sigung Cheng Kwong. Ich möchte mir die Zeit nehmen und intensiv trainieren, ohne die Ablenkungen, die ich zuhause in Deutschland habe. Also lasse ich den touristischen Teil meines Trips nach sieben Tagen hinter mir und schlage ein neues Kapitel auf. Und meine Erwartungen werden mehr als übertroffen.

 

Eat. Train. Sleep. Repeat.

Für die nächsten drei Wochen ist mein Tagesablauf geprägt von dem von Jospeh Lau, der mein Training im Auftrag von Cheng Kwong überwacht. Joseph nimmt mich bei sich auf, ich bin Teil seiner Kung Fu Familie, also ist das Ehrensache. Nach dem Frühstück beginnen wir. Ich zeige ihm  die Formen, die wir hier trainieren. Formen, die von Cheng Kwong gelehrt und so über unseren Sifu Jörg Weidner nach Deutschland kamen - ich trage sie wieder zurück zum Ursprung. Zusammen mit Allen Lau bespricht Joseph, was sie mir beibringen werden. Sie werden mir eine Variante der Wing Chung Kuen von Lau Chi Lung zeigen und die Pak Chong Six and a Half Point Long Pole Form. Vormittags bleibe ich im Wohnzimmer von Joseph und stelle mich vor den Spiegel seines Schrankes, damit ich meine Bewegungen selbst besser kontrollieren kann. Er zeigt mir immer nur ein paar Bewegungen am Tag und ich wiederhole sie hunderte Male, bis er zufrieden ist, dass ich sie korrekt ausführe. Nachmittags ist die Sonne so weit gewandert, dass der Baum neben dem Haus seinen Schatten auf die Dachterrasse wirft. Vorher ist ein trainieren dort unmöglich, die Sonne würde mich verbrennen. Für zwei bis drei Stunden bleibe ich dort auf dem Dach, denn dort ist genug Platz für das Langstock training. 2,80m lang ist der Stock mit dem ich übe. So trainiere ich fünf bis sechs Stunden, jeden Tag.

 

The first step inside.

Doch mein Training besteht nicht nur aus Übungen. Immer wieder zeigt mir Joseph Videos, die er im Internet gefunden hat und wir analysieren die Bewegungen. Was ist gut, was funktioniert, was ist nur Show! Er erzählt mir viel über die Geschichte unseres Wing Chung Clans, über sein eigenes Leben und seine Art zu trainieren. Mir wird immer mehr klar, was der Unterschied ist zu vielen von uns Westlern. In Hongkong und China ist die Tradition des Kung Fu noch viel stärker verankert. Wenn hier in Deutschland ein Schüler als fleißig gilt, heisst das, dass er vielleicht noch eine Stunde in der Woche für sich übt. Doch in Hongkong habe ich das Gefühl, diejenigen die es dort ernst meinen üben jeden Tag mindestens eine Stunde für sich. Das Training mit den Sihings dient eher dazu Fehler zu korrigieren und Fragen zu lösen. Jede Bewegung wird bis zur Perfektion einstudiert.

 

Als es soweit ist Abschied zu nehmen, sagt Joseph zu mir, bevor ich nach Hongkong kam, sei ich vor der Tür gestanden. Jetzt, nach drei Wochen intensiven Trainings, habe ich einen ersten Schritt hinein getan. Und das ist wahr. Meine Leidenschaft zum Kung Fu ist gewachsen. Ich habe gespürt was es bedeutet Teil dieser langen Tradition zu sein.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die ich in Hongkong getroffen habe und von denen ich etwas lernen konnte. Vielen Dank an Cheng Kwong, dass er mich trotz seines Hohen Alters und Gesundheitlichen Umstände empfangen hat. Großen Dank an Jospeh Lau, der mich aufgenommen hat und mich täglich unterrichtete. Genauso großen Dank an Allen Lau, der oft eine Stunde Anfahrtsweg auf sich genommen hat um mich zu lehren. Und natürlich vielen Dank an meinen Sifu Jörg Weidner, der den ersten Stein ins Rollen gebracht hat und mir ermöglicht hat diese Reise zu machen!

 

Andreas Stegmaier

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